Watchful Waiting - Abwarten? Beobachten!
Aus dem Ratgeber von Prof.Lothar Weißbach und Dr.Edith A. Boedefeld:
Diagnose Prostatakrebs, 2005.
Hier die Zusammenfassung des
Kapitels 6, Abwarten? Beobachten!:
Der Prostatakrebs kann durch den PSA-Test bereits viele Jahre früher erkannt werden,
als dies mit der rektalen Tastuntersuchung möglich ist.
Dank dieser Tatsache und wegen des in der Regel langsamen Tumorwachstums bietet sich heute als Alternative zur –
bisher üblichen – sofortigen radikalen Behandlung bei Tumoren der Kategorie T1
die Möglichkeit eines differenzierten Vorgehens.
Bei sorgfältig ausgewählten Patienten kann der Behandlungsbeginn verzögert werden,
um ihnen Belastungen und Folgen der Therapie so lange wie möglich zu ersparen oder ganz zu vermeiden.
Mit dieser Strategie kann die individuelle Situation des Patienten stärker als bisher berücksichtigt werden.
Je nach Alter und Ergebnissen der Diagnose unterscheidet man
zwischen „aktiver Überwachung“ und „langfristiger Beobachtung“.
Die „aktive Überwachung“ ist möglich bei jüngeren Patienten,
die eine Heilung anstreben, sofern sie einen relativ gut differenzierten
Tumor der Kategorie T1 mit einem Gleason-Wert bis 6 und eine PSA-DT von mehr als 2 Jahren haben.
Die kurative Behandlung (radikale Prostatektomie oder perkutane Bestrahlung oder permanente Seed-Implantation)
beginnt, sobald der Tumor größer wird,
der Gleason-Wert steigt oder sich der PSA-Wert rascher verdoppelt.
Entsprechenden Kontrolluntersuchungen müssen in regelmäßigen kurzen Abständen erfolgen,
um den richtigen Zeitpunkt für das Eingreifen zu erfassen.
Die „langfristige Beobachtung“ empfiehlt sich für Patienten,
die aufgrund ihres Alters oder wegen schwerer Erkrankungen eine Lebenserwartung
von weniger als 10 Jahren haben.
Sie profitieren wegen des langsamen Fortschreitens der Tumorerkrankung in der Regel
nicht mehr von einer radikalen Therapie, die sie unnötig belasten würde.
In diesem Fall zielt eine Behandlung (in der Regel eine Hormontherapie)
auf Behebung oder Linderung von möglicherweise auftretenden Beschwerden.
Art und Häufigkeit der Kontrolluntersuchungen sind vom Zustand des Patienten abhängig.
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